2013
An Weihnachten 2013 sang der Kirchenchor „Die Weihnachtsgeschichte“
von Max Drischner. Die volkstümliche, sehr anrührende feierliche Musik wurde von Chor und Solisten dargeboten.
Aus dem Nachwort des Komponisten: "Als mir zur Gewissheit geworden war, dass der Krieg unsere Heimat (Schlesien) überfluten würde, schrieb ich für meinen Chor und meine Brieger Gemeinde im Advent 1944 die Weihnachtsgeschichte. Mit drei Aufführungen nahmen wir bewusst Abschied von unserem Dom St. Nikolai. Bald darauf sank er und unsere ganze Brieger Welt in Trümmer, eine Welt, an die alle, die daran teilhatten, mit Freude und Dankbarkeit zurückdenken...."
Auf Einladung von KMD Gerhard Frisch und Dekan Georg Ottmar aus
Weinsberg haben die Chöre das Dietrich-Bonh.-Oratorium mit großem Erfolg nochmal in der Johanneskirche in Weinsberg aufgeführt.+
Widerstand – auch heute!?
Was führt die Gellmersbacher samt Pfarrer am Sonntag Morgen in die Kirche auf den Weissenhof? Susanne Weingart-Fink, die Chorleiterin vom Kirchenchor Gellmersbach und vom Singkreis der Bonhoeffer Kirche Heilbronn-Sontheim.
Sie hat mit ihren Chören und einem Orchester das Dietrich-Bonhoeffer-Oratorium von Matthias Nagel (2005, mit Originaltexten, Konzeption Dieter Stork) hier aufgeführt.
Die ca. 60 Musiker/innen haben über 2 Stunden hinweg mit hoher Konzentration den dramatisch-tragischen Spannungsbogen aufrecht erhalten. Eine enorme Leistung für die Sängerinnen und Sänger der beiden Kirchenchöre, die Frau Weingart-Fink über Dekanatsgrenzen hinweg zum gemeinsamen Einstudieren zusammenbrachte. Das Können aller Beteiligten kam durch die hervorragende Akustik der Kirche auf dem Weissenhof wunderbar zur Geltung und wurde von den Gottesdienstbesuchern mit großem Applaus belohnt. Neben den Gellmersbachern hat diese Erstaufführung viele Musikinteressierte aus Nah und Fern angelockt. Wer „nur“ noch einen Stehplatz bekam, konnte die Musik über die offenen Kirchentüren und -fenster beim Auf und Ab unter den alten, hohen Bäumen meditierend in sich aufnehmen. Auch zahlreiche PatientInnen hat die eingängige, zu Herzen gehende Musik-Botschaft so ergriffen, dass ein pünktliches Mittagessen auf Station zur Nebensache wurde.
Das Werk von Matthias Nagel, Dozent an der Hochschule für Kirchenmusik in Herford, befasst sich nicht nur historisch mit dem Leben Dietrich Bonhoeffers, seinem Verständnis von Kirche und Glauben, seinem Widerstand gegen das Nazi-Regime und schließlich seiner Hinrichtung im April 1945, sondern auch mit dem Thema Widerstand heute. Dass Bonhoeffers Widerstand und Standhalten mit seiner Hinrichtung endet, nimmt die Zuhörenden mit. Gleichzeitig gehen sie, wie die SängerInnen und MusikerInnen auch, gestärkt durch Musik, Lieder und Texte aus der Kirche hinaus.
Gleich zu Beginn geht es um Bonhoeffers Gedanken von der „Gemeinschaft der Heiligen“. Heiter und stimmkräftig singt der Chor davon, dass Gott uns in diese Gemeinschaft einlädt.
Kritische Songs im Stil der Dreigroschenoper bringen klar zum Ausdruck: „Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen!“
Immer wieder stellt der Text einen Bezug zu uns heute her: „Und wir? Heute?“ Da haben die Zuhörenden deutlich gespürt: wir dürfen nicht nachgeben und uns gemütlich zurücklehnen. Es gibt auch heute so viele Unrechtsstrukturen, in die wir verwickelt sind, und die es erfordern, dass wir aufstehen und uns einmischen; ebenso für einen schonenderen Umgang mit der Schöpfung.
Doch selbst Bonhoeffer ist manchmal verzagt und innerlich zerrissen. Ausgedrückt hat er dies in einem Morgengebet für Mitgefangene, das den Weg aus der Zelleneinsamkeit in die Öffentlichkeit fand: „In mir ist es finster“, gesungen in lautem, verzweifeltem Ton von den Männerstimmen - „aber bei dir, Gott, ist das Licht!“, geheimnisvoll leise gesungen von den Frauenstimmen und von der Gellmersbacher Konfirmandengruppe, die so mutig war, teilweise den Chorpart alleine zu übernehmen! Plötzlich hat das Orchester auf Pianissimo umgeschaltet, damit die zarten, hellen Stimmen der Jugendlichen deutlich vernehmbar waren.
ChorsängerInnen haben mir gesagt, wie sehr sie solche stärkenden Texte durch die vielen Proben verinnerlicht haben und als großen Gewinn mitnehmen.
Gut getan hat auch ein Gemeinschaftsgefühl unter den GottesdienstbesucherInnen und Musizierenden: die Offenheit, unter den Zumutungen und Ungerechtigkeiten dieser Welt zu leiden, und gleichzeitig gestärkt zu werden, dagegen aufzustehen.
Bärbel Herrmann-Kazmaier, Pfarrerin auf dem Weissenhof
Das Liedoratorium über das Leben des Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffers entstand 2005 vom Kirchenmusiker und Komponisten Matthias Nagel mit Texten von Dieter Stork unter Verwendung von Originalzitaten.
Das Werk befasst sich mit dem Leben und Denken und Wirken Bonhoeffers. Der Theologe sprach sich bereits 1933 entschieden gegen die Diskreditierung von Juden durch die Nazis aus aus und forderte seine Kirche vergeblich auf, klar Stellung zu beziehen. Er gehörte auch der Widerstandsgruppe um den 20. Juli an.
Die leicht zu verstehende Musik orientiert sich in weiten Teilen an der Stilistik der 30-er Jahre wie sie z.B. aus den Songs der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht und Kurt Weill bekannt ist.
Ein Großteil der Lieder wird vom Singkreis der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde und vom Kirchenchor Gellmersbach vorbereitet. Einen ausgewählten Teil wird der Projektchor singen.
Die Chöre werden von einem Streicher-Bläser- und Band-Ensemble begleitet.
Zwischen den einzelnen Liedern werden vom Sprecher Texte vorgetragen.